Ein Blick aus dem Wald heraus auf das Kraftwerk Jochenstein im Frühling. Besonderer Fokus liegt auf der natürlichen Umgebung.

Artenvielfalt rund um den
Energiespeicher Riedl

Der Energiespeicher Riedl wird unter Berücksichtigung des sensiblen örtlichen Naturraums geplant und umgesetzt. Um die biologische Vielfalt langfristig zu erhalten und zu fördern, setzt die Donaukraftwerk Jochenstein AG gezielt auf umfangreiche Schutzmaßnahmen.

Dazu zählen sowohl ökologische Maßnahmen als auch technische Optimierungen, die unter anderem die Herstellung und Verbesserung von Lebensräumen sichern und somit die Artenvielfalt erhalten sollen.

Kiesstrukturen an der Donau

Das Donautal ist seit Jahrhunderten ein von Menschen gestalteter Kulturraum, dem der Flusslauf durch Befestigung und Begradigung angepasst wurde. Fische wie Nase, Barbe, Frauennerfling oder Streber benötigen zur Fortpflanzung umströmte und flache Uferbereiche, die durch Regulierungen des Flusslaufs verloren gingen. Durch den Rückbau bestehender Uferverbauungen und die Anlage neuer und hochwertiger Kiesstrukturen werden zusätzliche Laichplätze für strömungsliebende Fischarten in den ufernahen Bereichen von Stauräumen geschaffen.

(Bild: Uferstrukturierung und geschüttete Inseln in der Stauwurzel des Donaukraftwerks Aschach als Beispiel für gewässerökologische Maßnahmen © ezb-TB Zauner GmbH)

Ein Blick auf die Donau von oben. Rechts und links ist satt grüne Vegetation zu sehen. Im Fluss zeigt sich eine der neuen Kiesstrukturen, die in Zukunft als Fischlaichplätze dienen werden.

Wiederherstellung von Altarmen

Durch die Wiederherstellung von Altarmen wie zum Beispiel im Bereich Edlhof oder Oberranna werden für Fischarten wie Hecht, Zander, Brachse, Nerfling und Feder, die sich vorwiegend in stehenden Gewässerabschnitten aufhalten, zusätzliche Laichhabitate geschaffen.

(Bild: Beispiel einer Altarmanbindung am Inn)

Das Bild zeigt renaturierte Altarme eines Flusses. Diese sind umringt von einen kleinen Wäldchen und Wiesensträuchern.

Anpassung von Stillgewässern

Bestehende Stillgewässer, Altarme und Biotope sind in ihrer ökologischen Funktion durch zunehmende Verlandung beeinträchtigt. Gezielte Maßnahmen zur Entlandung und Vertiefung bestehender Stillgewässer sowie gewässerbauliche Anpassungen verbessern deren ökologische Funktion und sichern diese dauerhaft. Dadurch werden die Gewässer widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen von Wasserspiegelschwankungen und Wellenschlag.

(Bild: Stillgewässer im Stauraum Aschach, Donau)

Zu sehen ist ein Stillgewässer, vergleichbar mit Altarmen und Biotopen. Der gräuliche Himmel spiegelt sich im Stillgewässer. Umringt ist dieses von Sträuchern und Schilf.

Laichgewässer für Amphibien

Unter Berücksichtigung ihrer speziellen Ansprüche werden neue Laichgewässer für Amphibien angelegt. Bereits im Herbst 2012 wurden mit dem „Weiher Ficht“ ein kleiner und ein großer Stillgewässerkomplex hergestellt. Diese bieten einen optimalen Lebensraum – zum Beispiel für Erdkröte und Grasfrosch sowie für Libellen, Schmetterlinge und Vögel.

(Bild: Weiher Ficht)

Ein kleiner See teilt eine herrliche Blumenwiesen. Vorne links ist ein Strauch zusehen und im Hintergrund eine kleine Siedlung mit Einfamilienhäusern.

Maßnahmen und Schutzkonzepte

Unter CEF-Maßnahmen (continuous ecological functionality measures) versteht man „vorgezogene ökologische Ausgleichsmaßnahmen“ zur Sicherung des Artenreichtums eines Gebietes. Um die Artenvielfalt zu sichern und zu erhalten, werden im Rahmen dieser CEF-Maßnahmen speziell auf einzelne Arten zugeschnittene Flächen gestaltet und entwickelt. Für die Lebensstätten der Tiere kommt es zu keinem Zeitpunkt zu einer Unterbrechung oder Verringerung der ökologischen Leistungsfähigkeit. Im Gegenteil: Es entstehen neue und hochwertige Lebensräume, die die Populationen im Projektgebiet nachhaltig stärken.

In Vorbereitung zu Planung und Bau des Energiespeicher Riedl wurden deshalb bereits auf mehreren Hektar neue Lebensstätten angelegt. Es entstanden Laichgewässer für Amphibien wie Gelbbauchunke und Springfrosch, die ebenso als Lebensraum für Libellen dienen. Für die Äskulapnatter wurden spezielle Eiablageboxen entlang der Donauleiten installiert, die als zusätzliche Fortpflanzungsstätten genutzt werden. Vögeln und Reptilien finden dank zahlreicher Pflanzungen von Hecken und gras- und krautreichen Säumen Nahrungshabitate und Schutz. Hiervon profitieren besonders Goldammer, Neuntöter, Rebhuhn, Zauneidechse und Schlingnatter. Für Schmetterlinge – wie zum Beispiel den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling – werden im Talboden bei Jochenstein Wiesen speziell bewirtschaftet.

Von den neu angelegten Feuchtbiotopen profitieren Nachtfalter wie der Nachtkerzenschwärmer. Für Vögel und Fledermäuse werden umfangreiche Quartiere durch zusätzliche Nisthilfen oder Baumhöhlen in den Donauleiten geschaffen. Die fachgerechte Umsetzung all dieser Maßnahmen und der Bau des Energiespeichers Riedl werden durch eine umweltfachliche Baubegleitung betreut und sichergestellt.

Zur Vermeidung von bau- und betriebsbedingten Auswirkungen auf Flora und Fauna werden zum Beispiel Schutzkonzepte wie Bauzeitenregelungen und Schutzeinrichtungen wie eine Fischschutzanlage am Einlaufbauwerk Donau entwickelt.

Vor Inbetriebnahme des Energiespeicher Riedl wird in den Stauräumen der Kraftwerke Jochenstein und Aschach ein Bündel an gewässerökologischen Maßnahmen umgesetzt. Darunter unter anderem die Verbesserung und Schaffung von Lebensräumen – mit dem Ziel, die Fischbestände der Donau nicht nur zu erhalten, sondern darüber hinaus zu stärken und zu vergrößern. Insgesamt sind 29 solcher Maßnahmen vorgesehen, die von neu angelegten Altarmen über Kiesbänke bis hin zu Biotopen und Stillgewässern reichen.

Seit 2010 wurden im Umfeld des Energiespeicher Riedl, dem sogenannten engeren Untersuchungsraum, umfassende naturschutzfachliche Untersuchungen und Erhebungen durchgeführt. Im Fokus stand dabei insbesondere die Erfassung der im Gebiet vorkommenden Tierarten wie Wasserlebewesen, Vögel, Reptilien, Säugetiere inkl. Fledermäuse, Amphibien, Schmetterlinge und Libellen. Auch die Vegetation von Biotopstrukturen, Habitat-, Boden-, Wasser-, Klima- und Landschaftsbildfunktionen wurde erhoben.

Der engere Untersuchungsraum umfasst dabei eine Fläche von rund 650 Hektar. Seit 2019 wurde die Erhebung auf die Aktualität der Daten hin überprüft.

Wo immer möglich, wird durch Vermeidungsmaßnahmen sichergestellt, dass es durch den Energiespeicher Riedl nicht zu negativen Auswirkungen auf die heimische Fauna kommt. Dies wird beispielsweise durch das Abfangen und Umsiedeln von Tieren oder dem gezielten Erhalt von Lebensstätten der Tiere erreicht.

Um die heimische Flora und Fauna zu schützen, zu erhalten und zu fördern, werden darüber hinaus im Zuge des Projekts umfangreiche naturschutzfachliche Maßnahmen durchgeführt. Bereits seit dem Jahr 2013 wurden große Teile dieser Maßnahmen realisiert und werden seitdem von der Donaukraftwerk Jochenstein AG gepflegt, um den Erhalt der Lebensräume für die heimische Tier- und Pflanzenwelt zu unterstützen.

Schlangen und Eidechsen

Auch die im Gebiet lebenden Reptilien erhalten umfangreiche Angebote an Ersatzlebensräumen. So wurden bereits im Vorfeld neue Eidechsengärten aus Holz und Steinen für Zaun- oder Mauereidechsen errichtet. Dort finden die wärmeliebenden Reptilien Sonnenplätze und sicheren Unterschlupf.

Auch für die in Deutschland sehr seltene und mit bis zu zwei Metern Länge zu den größten Schlangenarten Europas zählende Äskulapnatter wurde Vorsorge getroffen: Um den Bestand der Äskulapnattern zu schützen bzw. zu verbessern, wurden im Umfeld der Donauleiten spezielle Eiablageboxen als zusätzliche Fortpflanzungsstätten angelegt.

(Bild: Äskulapnatter)

Auf eine sonnigen Steinplatte räkelt sich eine Äskulapnatter.

Libellen, Schmetterlinge & Co.

Viele weitere, im Gebiet vorkommende Tierarten profitieren von den gezielten Maßnahmen des Artenschutzes. So entstehen im Zuge der Amphibienlaichgewässer neue Lebensräume für Libellen, zum Beispiel die Feuerlibelle, und Schmetterlinge wie den Aurorafalter oder den Gelbling. Darüber hinaus werden rund um den Speichersee hochwertige Habitate – beispielsweise durch Gestaltung und Anlage von Dammböschungen angelegt. 

(Bild: Aurorafalter, © Haus am Strom)

Das Bild zeigt einen Aurorafalter auf einer violetten Blüte sitzen.

Heimisches Saatgut und Wiesen

Im Umfeld des Projektgebiets erfolgten zahlreiche Neuanpflanzungen, unter anderem mit heimischen Wiesensamenarten. Damit wird die Verfälschung der Wiesenpflanzen mit Unterarten aus anderen Regionen verhindert.

Für den Artenschutz wurden auf ausgewählten Flächen Glatthaferwiesen sowie Kornrade-Roggenmischungen – eine fast ausgestorbene Art von altem Bayerwaldroggen – angesät. Insgesamt sind rund zehn solcher Wiesen entstanden.

(Bild: Kornrade-Roggen ©YSommer)

Zu sehen ist eine Nahaufnahme einer besonderen Roggenmischung, die im Sinne der Renaturierung auch in Wiesengebieten ausgesät wird. Dazwischen blitze eine kleine magentafarbene Blüte auf.

Heimische Vögel

Für Vögel sind speziell zugeschnittene Maßnahmen vorgesehen: In den Donauleiten werden mit Baumhöhlen und speziellen Nisthilfen zusätzliche Quartiere geschaffen. Darüber hinaus werden weitere Maßnahmen für einzelne Arten umgesetzt. Hierzu gehört die Anpflanzung von Hecken oder die Anlage sogenannter Lerchenfenster. Darunter versteht man rund 100 Quadratmeter große Bereiche im Getreidefeld, die brach bleiben, um als „Landebahnen“ zu dienen. Dort können Lerchen im geschützten Umfeld Nester bauen und brüten.

(Bild: Lerche © Photo by Niranjan Venkatesh on Unsplash)

Das Bild zeigt eine Lerche. Der kleine Vogel sitzt leicht aufgeplustert auf einen grauen Untergrund und schaut nach rechts.
Ein Fluss mäandert sich durch Wiesen und kleinwüchsigen Sträuchern in der nähe des Kraftwerk Ottenheim-Wilhering.

Unsere Beitrag zur Biodiversität

Wir setzen Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung der Artenvielfalt.